Seit Mitte letzter Woche mehren sich die Beiträge in den Medien, die sich mit einer Rückkehr zur Normalität beschäftigen. Dieser Eindruck ist über das Wochenende deutlicher geworden. Schon seit etwa einer Woche beobachte ich in den Geschäften zunehmend Menschen, die sich nicht an Abstandsregeln halten – gefühlt sind diejenigen, die bei Aldi, Lidl und Co. sich brav mit Abstand anstellen, warten, bis der Vordermann oder -frau vorgerückt ist bereits jetzt in der Minderheit. Auch im öffentlichen Raum ist nicht mehr viel von der Corona-Pandemie zu spüren: Vor Rewe versammelt sich wieder das obligatorische Trüppchen, auf dem Parkplatz stehen Trauben von Menschen dicht zusammen und schnacken miteinander. Am Wochenende habe ich bei meiner Notdiensttätigkeit geöffnete Bauernhofcafes gesehen, an den Ostseestränden tauchen wieder vermehrt Fahrzeuge mit süddeutschen Kennzeichen auf. Die Mehrheit der Bevölkerung hält sich einfach nicht mehr an die Regeln. Die Medien erhöhen den Druck seitens ihrer Berichterstattung und – so traurig wie es ist – die Politik läuft (mal wieder) der Entwicklung hinterher und „legalisiert“ nun „schrittweise“ alles, worauf wir  vor 4 Wochen wie selbstverständlich verzichtet haben und nun in der breiten Masse „keinen Bock“ mehr drauf haben: Meiden sozialer Kontakte und Abstand! So sind ab Montag die Geschäfte wieder offen, die Fußgängerzonen werden sich wieder füllen und die Pandemie wird keine weitere Beachtung mehr finden – weder im täglichen Leben noch in den Medien. Heißt das aber, das es das jetzt war?

Die aktuelle Lage am 24.04.20

Es gibt sie aber noch, die Coronakranken! Knapp 150.000 sind es in Deutschland – schätzungsweise sind 80.000 wieder genesen. Jeden Tag kommen dennoch zwischen 2000 und 3000 Neuerkrankungen hinzu.Schwerpunkt der Virusaktivität ist nach wie vor der süddeutsche Raum, aber auch in Kiel können immer noch täglich ca. 10 Neuerkrankungen verzeichnet werden. Die Sterblichkeitsrate nimmt zu und liegt derzeit bei ca 2,9%. Bei den über 80 jährigen sterben immer noch ca. 15% der Infizierten an der Lungenkrankheit Covid 19. Vorbei ist ist die Pandemie also keineswegs! Nur betrifft es gefühlt keinen mehr! Derzeit sind ca. 5 Millionen Deutsche älter als 80, 75 Millionen sind jünger.

Die Bundesregierung will wieder zurück zur „Normalität“

Es ist schon traurig, das es für die Meisten von uns ernsthaft schwierig ist, mal 3 Wochen auf Friseur, Massage und Fußpflege zu verzichten. Es ist traurig, das die (noch vor 3 Wochen allseits vielbekundete Solidarität) mit zunehmenden Temperaturen geringer wird. Auch mehren sich die Klagen der Industrie, der Geschäftsverbände, der Gewerbetreibenden. Deren Nöte sind verständlich – ist es aber der richtige Weg, dem Druck der Industrie und der Gewerbetreibenden nachzugeben und damit unser aller Gesundheit auf das Spiel zu setzen? Für unser reiches Land war es kein Problem, 2 Wochen zu verzichten – jetzt wird es aber ernst! Nur weil Einbrüche der Umsätze für dieses Jahr drohen, alles wieder zurück rudern? Am Ende geht es eben doch in diesem Land immer nur ums Geld! Wäre es nicht so, würden wir uns so lange zurückhalten und auf Distanz zueinander bleiben, wie es eben dauert – zur Not auch bis zum Sommer oder sogar nich länger! Auch dann wird in unserem Land keiner verhungern! Aber auch das ist Demokratie: 5 Millionen sehr Gefährdete sind halt in der Minderheit!

Was können wir tun?

Egal wie Sie dazu stehen – wir müssen das Beste draus machen! Doch wie ist das möglich? Auch das wird in den letzten Tagen vermehrt diskutiert, die Rede ist vom Mundschutz. Auch zu diesem Thema habe ich in der letzten Woche viele Gespräche geführt.

Thema: Mundschutz!

Laut einer aktuellen Meinungsumfrage befürworten 60% der Deutschen das Tragen von Mundschutz in der Öffentlichkeit. Wenn Sie auch dazu gehören, dann bedenken Sie: Ein einfacher Mund-Nase-Schutz (Modell OP Maske) schützt Sie persönlich NICHT vor einer Infektion. Dadurch schützen Sie Ihre Mitmenschen! Denn wenn Sie Husten, werden die ausgestossenen Tröpfchen (die evtl. Viren enthalten) in der Fluggeschwindigkeit verlangsamt und fliegen nicht so weit! Die Tröpfchen sind aber so fein, das sie bei der Einatmung durch das Gewebe hindurch gelangen können! Das gilt auch für Selbstgenähtes, Schale oder sonstige Textilien! OP Masken sind Einwegmasken – Aufbereitung ausgeschlossen!  Besser sind selbstgenähte Masken: Diese Masken gehören mindestens 1x täglich in die 60° Wäsche. Ist die Maske früher feucht geworden, muss sie eben schneller gegen eine frische getauscht werden!

Sie persönlich können sich nur mit einer sog. FFP2 Maske schützen! Dieses Filtergewebe ist fein genug, entsprechend schwerer fällt allerdings auch das Atmen! Doch für den Laien bietet dieser Mundschutz auch Tücken: Zum einen läßt die Schutzwirkung nach 2 Stunden deutlich nach, dann ist die Maske zu wechseln! Bedenken Sie dabei, dass die Aussenseite der Maske alles das enthält, was beim Einatmen gefiltert wurde. Wenn Sie jetzt vorne an die Maske greifen, um diese abzusetzen, haben Sie potentiell infektiöses Material an den Fingern! So können Sie sich durch Unachtsamkeit doch an ihrer eigenen Schutzmaske infizieren! Auch wenn andere „Tipps“ im Internet kursieren: Diese Masken sind Einwegartikel! Nicht alle Fabrikate lassen sich wieder aufbereiten. Welche FFP2 Masken wieder aufbereitet werden können und welche Maßnahmen wirksam sind, hängt wesentlich vom verwendeten Material ab. Um die Viren auf der Filtervorderseite zu inaktivieren werden Temperaturen von ca 60° benötigt. Das macht nicht jedes Filtermaterial mit! Da entsprechende Kennzeichnungen auf der Maske fehlen, sollte an einer Maske zunächst der Test gemacht werden: 30 Minuten bei 60° (vorgeheizt) in den Backofen. Danach Maske abkühlen lassen. Haben sich Material und Gummibänder nicht fühlbar verändert, kann die Maske erneut benutzt werden. Irgendwann werden die Materialien spröde – die Maske sitzt nicht mehr richtig. In diesem Fall ist eine neue Maske zu verwenden!

Rechtliches

Der Gesetzgeber schreibt ab 29.04. in Schleswig Holstein eine entsprechende Bedeckung von Mund und Nase vor – dieses gilt in öffenltichen Verkehrsmitteln und im Einzelhandel. Dazu können Stoffmasken, Tücher oder aber auch Schals verwendet werden. Übrigens handelt es sich beim Nicht-Tragen um eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einer Geldbuße geahndet!

In der Arztpraxis besteht keine Pflicht zum Tragen einer Maske, unter Beachtung der vorgenannten Aspekte möge das jeder selbst entscheiden!

Fazit:

Die Maske hilft, es reicht sogar eine selbstgenähte aus Stoff. Diese ist mindestens 1x tgl in die 60° Wäsche zu geben, so dass Sie mit etwa 4 Masken lange gut zurechtkommen! Da die Maske den Träger nicht schützt, sondern nur die anderen, bringt das nur was, wenn wirklich ALLE eine tragen!

Bessere Masken (FFP2) schützen auch den Träger, können begrenzt aufbereitet und wiederverwendet werden.